Franz Heinzer trainierte in der Saisonvorbereitung die Schweizer Speedfahrer. Bild PD

Die Männer starten am Samstag in die neue Speedsaison. Der Brunner Franz Heinzer schätzt die Schweizer erneut stark ein.

Robert Betschart, Bote der Urschweiz

Das Warten hat ein Ende. Wenn das Wetter mitspielt, startet der Skiweltcup der Männer am Wochenende in die neue Speedsaison. In Val d’Isère ist aufgrund der Wettervorhersagen neu am Samstag der erste Super-G geplant. Am Sonntag folgt die Abfahrt.

Es stellt sich die Frage, ob das Schweizer Speedteam auch in dieser Saison wieder so stark auftrumpft. Einer, der es wissen muss, ist Franz Heinzer. Der Brunner ist Cheftrainer der Schweizer Speedfahrer im Europacup und arbeitete vor der Saison auch mit den Cracks aus dem Weltcup zusammen. «Die Vorbereitungen sind gut verlaufen. Wir hatten auf den Gletschern in Saas Fee und in Zermatt perfekte Bedingungen», sagt Heinzer. Aus seiner Sicht, hat das Schweizer Speedteam auch diese Saison das Zeug dazu, die beste Speednation zu sein. «Beat Feuz ist in sehr guter Verfassung. Er liess auch in der Vorbereitung immer wieder seine grosse Klasse aufblitzen.» Hein­zer ergänzt, dass Feuz dank den ebenfalls schnellen Trainingszeiten von Mauro Caviezel immer einen starken Richtwert erhielt. «Auch Mauro ist parat. Er ist derjenige, der Feuz im Training pushen kann.»

Fragezeichen hinter Carlo Janka

Carlo Janka zeigte in der abgelaufenen Saison mit zwei Po­destplätzen aufsteigende Tendenz. Heinzer bremst aber die Erwartungen: «Carlo wurde in der Vorbereitung erneut von Rückenproblemen geplagt. Er kam dadurch zu wenig zum Skifahren.» Ins Schwärmen kommt Heinzer hingegen, auf Marco Odermatt angesprochen: «So ein Talent gibt es nur sehr selten. Wenn er seine grossen Qualitäten und sein Potenzial von oben bis unten ausschöpfen kann, dürfen wir auch in der Abfahrt mit ihm rechnen.»

Aus Schwyzer Sicht interessant ist die Entwicklung von Urs Kryenbühl aus Unteriberg und dem Trachslauer Cedric Ochsner. Ersterer fuhr im vergangenen Winter zum ersten Mal aufs Weltcup-Podest, und Ochsner glänzte bei seinem Debüt im Weltcup mit Platz 23. «Für Urs, der im Sommertraining auch stark fuhr, geht es darum, sich in der erweiterten Weltspitze zu etablieren. Dies traue ich ihm durchaus zu.» Ochsner hingegen musste in der Vorbereitung gleich zwei Mal in Quarantäne. «Dadurch verlor er wichtige Trainingstage. Die Vorbereitungen verliefen bei ihm also nicht ganz optimal», so Heinzer. «Aber Cedric gehört noch zu den ganz Jungen. Wir dürfen gespannt auf seine Leistungen sein.»

Kryenbühl, Ochsner oder auch Niels Hintermann und Ralph Weber sind Beispiele dafür, welche Talente Franz Heinzer via Europacup an den Weltcup heranführt. Der Abfahrtsweltmeister von 1991 in Saalbach sorgt dafür, dass im Schweizer Skiteam auch immer wieder gute Speedfahrer nachkommen. «Es ist immer sehr schön, wenn sich junge Fahrer dann auch im Weltcup durchsetzen. Es zeigt, dass wir gute Arbeit geleistet haben. Das motiviert mich und das gesamte Team.» Weitere junge, aufstrebende Fahrer sind Lars Rösti und Arnaud Boisset sowie Jannick Chabloz. Ihnen traut Heinzer zu, den nächsten Schritt zu machen. Auch Gilles Roulin, welcher im letzten Winter nicht mehr an seine guten Leistungen anknüpfen konnte, fährt nun wieder vermehrt im Europacup unter Heinzer. Zudem rücken viele ganz junge Fahrer von unten ins Team des 58-Jährigen nach. «Wir haben einen grossen Konkurrenzkampf in unserem Team. Dieser macht die Athleten stärker und bringt sie weiter.»

Das grosse Ziel im Europacup besteht darin, Fahrer unter die ersten drei der Disziplinenwertung zu bringen. Das bringt dem Schweizer Team einen Fixplatz im Weltcup ein. Der Start in die Europacup-Saison ist dem Team rund um Heinzer schon mal gelungen: Im Super-G und in der Kombination gab es bereits zwei Schweizer Siege (siehe Box).

«Corona macht vieles schwieriger»

Wegen Corona steht auch der Skisport vor einer speziellen Saison. Bereits in der Vorbereitung mussten strikte Vorgaben eingehalten werden. Diese gelten auch während der Saison. Wie im Weltcup darf beispielsweise an den nächsten Europacup-Abfahrten in Italien nur starten, wer einen negativen Corona- Test vorweisen kann. «Corona macht vieles schwieriger», so Heinzer. «Aber wir versuchen, positiv zu bleiben.» Dass im Weltcup keine Zuschauer zugelassen sind, ist für den dreifachen Sieger der Abfahrtswertung zwischen 1991 und 1993 sehr schade: «Die Stimmung wird fehlen. Am Hundschopf am Lauberhorn fährst du sonst als Fahrer auf eine schwarze Wand voller Zuschauer zu. Da wird es in diesem Jahr einfach leer sein.» Trotzdem darf es den Athleten oder die Athletin nicht zu stark beeinflussen. Heinzer: «Sie müssen das Ausblenden und sich auf ihre Fahrt konzentrieren.»

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert