Max Heinzer mit Maske am Weltcup in Kasan. Heinzer gehört zu den weltweit erfolgreichsten Fechtern. Zehn Weltcupsiege im Einzel hat er schon auf dem Konto. Dazu holte er 2018 mit der Schweizer Mannschaft die WM-Goldmedaille. Bild: PD

Der Immenseer Degenfechter Max Heinzer (33) qualifizierte sich im russischen Kasan für die Olympischen Spiele in Tokio.

MIT MAX HEINZER SPRACH ROBERT BETSCHART

Sie haben es geschafft. Sie und die Schweizer Degenfechter haben sich für die Olympischen Spiele in Tokio qualifiziert. Was geht in Ihnen vor?

In mir herrscht eine grosse Genugtuung. Endlich ist der Druck weg. Ein Jahr mussten wir nun darauf warten und darauf hintrainieren, endlich den entscheidenden Wettkampf zu fechten. Jetzt hat es geklappt. Ich bin natürlich sehr glücklich. Es werden in Tokio meine dritten Olympischen Spiele sein. Darauf bin ich stolz.

Sie haben die Qualifikation bereits nach dem ersten von zwei Wettkampftagen im Teamwettbewerb sichergestellt. Wie gross war da die Erlösung innerhalb des Teams?

Die Erlösung war sehr gross und ein emotionaler Moment. Es war ja recht speziell: Erst als Ägypten zwei weitere Gefechte verloren hatte, war unser Startplatz sicher. Trotzdem: Als es endlich klar war, haben wir natürlich gejubelt.

Konnten Sie sich nach diesem Erfolg am ersten Tag noch ausreichend auf den zweiten Tag fokussieren? Das Team hat ja alle drei Gefechte am zweiten Tag verloren.

Ich glaube, wir haben uns alle auch am nächsten Tag gut gepusht und wollten sicherlich noch weiter als ins Viertelfinale kommen. Leider hat es gegen Russland knapp nicht gereicht. Die zwei Niederlagen in den Platzierungsrunden gegen Südkorea und Frankreich waren ebenfalls Niederlagen gegen Weltklasseteams. Da kann man mal verlieren. Aber es ist klar, ich bin noch nicht mit allem zufrieden, was meine Leistung anbelangt.

Im Einzel sind Sie bereits in der ersten Runde ausgeschieden. Wie schauen Sie rückblickend auf dieses Gefecht?

In der Vorrunde habe ich von sechs Kämpfen drei gewonnen. Dann, in der ersten Hauptrunde, geriet ich schnell in Rückstand und konnte diesen nicht mehr wettmachen. Das war ärgerlich, aber mein Fokus und auch derjenige meiner Teamkollegen lag vor allem auf dem Teamwettkampf. Nach der Verletzung von Benjamin Steffen war es wichtig, dass sich niemand mehr verletzte. So war das Einzel eigentlich eine Art Vorbereitung.

Sie hatten anscheinend Rückenprobleme. Wie schlimm ist es wirklich?

Es ist nichts Dramatisches. Während des Kampfs habe ich eigentlich nichts gespürt. Da bist du so voller Adrenalin und auch gut aufgewärmt, da nimmst du solche Schmerzen gar nicht wahr. Deshalb lasse ich die Rückenschmerzen nicht als Ausrede für meine Niederlage gelten. Ich hoffe nun, dass ich es mit ein wenig Schonung und spezifischen Übungen für den Rücken in zwei Wochen wieder wegkriege.

Wie war das in Russland bezüglich der Schutzmassnahmen rund um das Coronavirus?

Den Transport vom Hotel zum Wettkampfort empfand ich als unangenehm. Der Bus war voll, und nicht alle Fechtnationen haben sich an die Vorschriften gehalten. Auch die Corona-­Tests der russischen Organisatoren waren meiner Meinung nach mangelhaft. Die Tester kratzten mit den Stäbchen ein bisschen an unserer Nasenspitze. Es kam mir vor, dass die russischen Veranstalter schlichtweg keinen positiven Corona-­Fall verzeichnen wollten. Aber wir hatten für solche Fälle einen eigenen Arzt dabei. Er machte bei uns jeden Tag einen richtigen Corona-­Test, diese Tests sind allesamt negativ ausgefallen.

Hat das Schweizer Team immer einen eigenen Arzt dabei?

Nein, aber die Voraussetzungen waren dieses Mal sehr speziell. Russland war ein direkter Konkurrent um die Olympiaqualifikation. Wenn es hart auf hart gekommen wäre in der Quali und uns die Russen plötzlich positive Corona-Tests unter­gejubelt hätten, hätten wir allenfalls zum entscheidenden Kampf nicht antreten können. Gegen solche Machenschaften wollten wir gewappnet sein. Deshalb hatten wir zur Sicherheit einen eigenen Arzt dabei. Er hätte mit einem seriösen Test das Ergebnis bestätigen können oder eben nicht. Auch wenn wir uns in Quarantäne hätten begeben müssen, wäre er uns beigestanden.

Wie geht es nun weiter für Sie? Die Olympischen Spiele sind ja voraussichtlich erst in vier Monaten.

Das ist noch nicht ganz klar. Eventuell findet im Mai in Abu Dhabi noch ein Weltcup statt, und auch ob die EM im Juni stattfinden wird, ist noch offen. Ansonsten konzentrieren wir uns vor allem auf das Training.

Wie wird das aussehen?

Wir konnten nun fast ein Jahr nicht mehr mit ausländischen Fechtern trainieren. Das hat man uns in Russland angemerkt. Es fehlte uns an der Variation. Ich hoffe nun, dass es der Verband schafft, regelmässig internationale Sparringpartner zu finden, welche für intensive Trainingsblöcke in die Schweiz kommen. Auch ein Trainingslager im Ausland wäre eine Möglichkeit. Ich würde es allerdings bevorzugen, wenn wir vor allem in der Schweiz trainieren könnten, um dann in Tokio auf einem Toplevel antreten zu können.

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