Lars Reichlin ist zuversichtlich, dass die Schwyzer Sportvereine die Corona-Pandemie gut überstehen. Bild: Erhard Gick


 

Die zweite Welle trifft den Schwyzer Sport auch finanziell. Lars Reichlin, Leiter der Abteilung Sport im Kanton Schwyz, erklärt die Situation.

Mit Lars Reichlin sprach Robert Betschart, Bote der Urschweiz

Der Kontaktsport ist erneut verboten. Der Schwyzer Sport ruht in grossen Teilen. Wie nehmen Sie die aktuelle Situation wahr?

Die Schwyzer Vereine reagieren äusserst souverän. Es gilt, den Überblick über die Massnahmen, sei es seitens des Bundes, aber auch der Dachverbände und Kantone, zu wahren und die damit verbundenen Entscheidungen zu treffen. Die Massnahmen sind einschneidend, keine Frage. Wenn wir aber bald wieder zum «normalen» Sportgeschehen zurückkehren möchten, müssen wir die geltenden Massnahmen strikte befolgen. Wir sind jedoch sehr froh, dass der Nachwuchssport unter 16 Jahren noch immer ohne grössere Einschränkungen möglich ist. Sowohl für die physische wie auch psychische Entwicklung von Kindern sind vielfältige Bewegungserfahrungen sowie das gemeinsame Sporttreiben essenziell.

Die aktuelle Lage stellt die Vereine und Klubs auch vor finanzielle Herausforderungen. Wie viel Geld wurde ihnen seit Beginn der Pandemie ausbezahlt?

Rund 100 Schwyzer Vereine haben von uns bislang 80000 Franken erhalten.

Wofür bekamen die Vereine das Geld?

Wir unterstützten im Kanton Schwyz im Normalfall jedes Jahr knapp 300 Sportanlässe wie beispielsweise Schweizer- oder Kantonalmeisterschaften in verschiedenen Sportarten, Schwingfeste, Plausch- oder Grümpelturniere, Skirennen, Leichtathletikwettkämpfe, Spielsport- und Turnwettkämpfe und viele andere. Diese werden von Vereinen oder Sportorganisationen aus dem Kanton Schwyz organisiert und erfüllen die Bedingungen der kantonalen Richtlinie für Sportanlässe. Bis Ende September mussten rund 100 Veranstaltungen wegen Corona abgesagt werden. Die ausbezahlten 80000 Franken verteilen sich somit auf viele verschiedene Anlässe und Sportarten. Maximal konnte ein Anlass 2500 Franken auslösen. Die Mittel wurden eingesetzt, um die Kosten für abgesagte Sportanlässe zu decken. Es betrifft folglich insbesondere Anlässe, die jährlich stattfinden und bei uns gemeldet waren.

Müssen diese Beträge wieder zurückbezahlt werden?

Nein. Es handelt sich hierbei nicht um Darlehen.

Jetzt können Gesuche für finanzielle Unterstützung aber nicht mehr eingereicht werden. Warum?

Die Richtlinie umfasste den Zeitraum vom 1. März bis 30. September. Gesuche konnten aber noch bis 31. Oktober nachgereicht werden. Die Richtlinie ist nun ausser Kraft, weil a) geplant war, dass Grossveranstaltungen ab Oktober wieder möglich sind und b) nun kaum mehr Veranstaltungen angesagt wurden, welche bereits grosse Vorbereitungskosten generiert haben, auf welchen die Vereine sitzen bleiben.

Aber die aktuelle Lage könnte noch andauern. Wird an neuen Richtlinien gearbeitet?

Wir beobachten die Situation sehr genau und sind mit dem Bund und Swiss Olympic in engem Kontakt. Wir werden noch dieses Jahr eine neue Richtlinie aufschalten, um existenzbedrohte Vereine unterstützen zu können, welche nicht oder nur teilweise vom Stabilisierungspaket des Bundes getragen werden. Es ist uns ein Anliegen, uns da einzusetzen, wo Unterstützung notwendig ist.

Was beinhaltet das Stabilisierungspaket des Bundes konkret?

Im Frühling wurde vom Bund ein Sofort-Hilfepaket in der Höhe von 50 Millionen für den Breitensport geschnürt. Dieses wurde im Sommer durch das Stabilisierungspaket abgelöst und um weitere 50 Millionen Franken erhöht, 80 Millionen Franken wurden von Swiss Olympic nun bereits ausgeschüttet. Jetzt sind noch 20 Millionen Franken für eine zweite oder dritte Verteilrunde bereit. Dieses Geld geht aber nicht direkt an die Vereine, sondern an deren Dachverbände, insofern diese die finanziellen Schäden darlegen und aufzeigen können. Die Dachverbände können es dann den betroffenen Clubs oder Vereinen weitergeben.

Was heisst das für die Schwyzer Sportvereine?

Wir hoffen, dass existenz- bedrohte Schwyzer Vereine durch ihre Dachverbände berücksichtigt werden. Wenn nicht, dann sollen sie sich bei uns melden. Da im Kanton Schwyz die meisten Vereine ehrenamtlich funktionieren und im Breitensportsektor angesiedelt sind, gehen wir aber nicht von zahlreichen existenzbedrohten Vereinen bei uns im Kanton aus. Wir müssen sehen, dass auch Minderausgaben den Mindererträgen gegenübergestellt werden müssen. Die meisten Vereine erhalten ihre Mitgliederbeiträge und J+S-Subventionen, und auch wir werden unsere jährlichen Vereins- und Verbandsbeiträge 2020/2021 wie gewohnt ausschütten.

Sie sprechen die J+S-Gelder an. Entgeht den Vereinen also kein Geld, weil momentan in einigen Bereichen keine Trainings stattfinden können?

Der Bundesrat hat entschieden, dass Sportvereine, Jugendorganisationen und nationale Sportverbände von einem einmaligen J+S-Sonderbeitrag profitieren, welcher etwa Mitte Januar 2021 überwiesen wird. Dieser soll sich an den J+S-Geldern vor der Pandemie ausrichten. Weiter wurden die Anerkennungen der J+S-Leiter, -Coaches und -Experten ausserordentlich bis Ende 2021 verlängert.

Bezüglich Trainings mit unter 16-Jährigen ist die Verunsicherung der Vereine gross. Man fürchtet Ansteckungen, es herrschen Unklarheiten bezüglich Schutzkonzept, oder man hat aufgrund der fehlenden Wettkämpfe wenig Perspektiven. Was empfehlen Sie?

Je nach Verein respektive Sportart ist das Aufrechterhalten der Motivation ohne Wettkämpfe natürlich schwierig. Wenn aber sämtliche Nachwuchsarbeit stillgelegt wird, kommt der Bumerang umso härter, wenn wir wieder zum Normalbetrieb wechseln dürfen und der kantonale Nachwuchs weggebrochen ist. Ich glaube, es braucht keine Empfehlung unsererseits. Unsere Vereine sind sich dessen bewusst und versuchen alles Mögliche zu machen, um die Angebote nach den geltenden Regelungen abzuhalten. Neben der Unterstützung durch ihre Dachverbände versuchen wir, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Es bleibt zu hoffen, dass der Mut der Vereine, welche mit viel Engagement und Kreativität Trainingsformen ermöglichen, letztendlich belohnt und nicht mit Ansteckungen bestraft werden. Wir möchten hierzu Mut machen und unseren Dank aussprechen.

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