Alle haben Grund zum Strahlen. Von links: Christine Meier Zürcher, Präsidentin SAC Einsiedeln, Franziska Schönbächler und Benno Ochsner, «Talent-Entdecker» und Förderer. Bild: Werner Bösch

Die 25-jährige, in Willerzell aufgewachsene Franziska Schönbächler erkämpfte sich in Saas-Fee die WM-Bronze-Medaille im Eisklettern. Am letzten Freitag bereiteten ihr die SAC-Sektion Einsiedeln und ihre Familie einen tollen Empfang.

von Werner Bösch

Die Willerzeller Trichlergruppe und die Geisslechlöpfer ziehen am Freitag kurz vor 19 Uhr vorbei am Kloster Richtung Altes Schulhaus. Zuhinterst im Zug – begleitet von ihrer Familie – die begnadete Alpinistin Franziska Schönbächler. Grosses hat sie an der Weltmeisterschaft im Eisklettern vor gut einer Woche erreicht. Die letzten Meter führen sie durch ein Spalier von begeistert jubelnden SAC-lern, Freunden und Mitglieder der «Grossfamilie Schönbächler». Und die Welle läuft! Man spürt: Die bescheidene, aktuell in Bern als Landschaftsgärtnerin arbeitende Kletterin fühlt sich bestimmt wohler in der steilen Wand als beim verdienten Empfang mit rund 150 Personen.

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Christine Meier Zürcher, die neue Präsidentin der SAC-Sektion Einsiedeln, heisst die Medaillen-Gewinnerin herzlich willkommen und beginnt ihre Laudatio mit «…Franziska Schönbächler schreibt Geschichte..» Sie erzählt von einem Mädchen, das schon in ganz frühen Jahren auf Bäume kletterte und dessen Talent dem damaligen Primarlehrer und späterem Wegbegleiter und Mentor Benno Ochsner sofort auffallen musste. Auch in ihrem Beruf weiss die tüchtige junge Frau bestens zuzupacken. Gut scheint hier Morgensterns Spruch zu passen: «Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.» Die SAC-Präsidentin ist beeindruckt, wenn Franziska meint, dass man sich als Frau – gerade auch im Metier des Bergsteigens – immer beweisen müsse. Dazu sagt die dem SAC-Expeditionsteam angehörige Alpinistin  sehr treffend: «Wir sind einfach Ladys, die ihrer Leidenschaft nachgehen.» A propos Geschichten: Christine Meier Zürcher erwähnt  in ihrer sympathisch vorgetragenen Rede, dass sie sich bereits auf weitere Geschichten von Franziska freue. Dies dürfte wohl so sicher wie das Amen in der Kirche sein.

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Bezirksrat Fredi Zehnder tritt sodann vors Mikrofon. Auch als «nicht Schwindelfreier» will er herzlich zum Erfolg gratulieren. Er findet es toll, wenn ein junger Mensch derartige Hindernisse freiwillig zu überwinden versucht. Nebst der Athletik, die es braucht, bewundert der Gratulant auch die mentale Stärke und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.  Bestimmt, so Zehnder, könne Franziska im Expeditionsteam ganz neue Erlebnisse generieren. Am Schluss seiner prägnanten Rede sagt der Bezirksrat: «Von Herzen möchte ich dir diese Ehren-Urkunde und einen Gutschein überreichen.» Der Applaus ist auch ihm gewiss.

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Dann ergreift Franziska Schönbächler mit umgehängter Bronze-Medaille das Wort. «Ich muss mich sehr konzentrieren und bin – ehrlich gesagt – nervöser als vor dem Klettern in Saas-Fee. Es kommt mir vor wie in der Isolation vor dem entscheidenden Finalwettkampf.» Und es freue sie so sehr, dass viele Menschen gekommen seien, die sie gerne habe. Man nimmt ihr auch den letzten Satz sofort ab, denn er passt zu ihr: «Danke, danke, es ist eine Ehre für mich!»

Im Sommer geht es mit dem Expeditionsteam vier Wochen nach Grönland. Aktuell läuft die Organisation auf Hochtouren. Es sollen dort Erstbegehungen und -besteigungen in Angriff genommen werden. Doch Franziska schaut diesem Projekt gelassen entgegen. «Die Herausforderung ist gross – aber wir sind ein gutes Team», meint sie optimistisch.

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Die vierköpfige Familienmusik «Liberemänts» mit unter anderem zwei Tanten und einem Onkel spielen dann ein paar lüpfige Stücke und tragen damit auch zur gelösten Stimmung bei. Dann geht es ins Restaurant Biergarten, wo Angehörige der SAC-Sektion zusammen mit Franziska gemütlich den grossen Erfolg ihres Mitglieds feiern. Bereits am nächsten Morgen zieht es Franziska Schönbächler wieder in die Höhe: Als Leiterin der SAC-Jugend führt sie die jungen Mädchen und Burschen in die Welt des Eiskletterns ein. Das liegt ihr ja, wie man jetzt weiss, «fast» weltmeisterlich gut.

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