Der 34-jährige Max Heinzer merkte insbesondere am Wettkampf in Doha, dass ihm die Luft ausging. Der zehnfache Weltcupsieger schied in der ersten Runde aus. Bild: Keystone

Der Fechter aus Immensee wurde durch Covid zurückgeworfen. Jetzt arbeitet er mithilfe spezieller Trainingsgeräte.

Von Laura Inderbitzin, Bote der Urschweiz

«Ich hatte Pech in der Weihnachtszeit», erzählt Max Heinzer. Im Dezember – nur zwei Tage vor seiner geplanten Boosterimpfung – infizierte sich der Immenseer Spitzenfechter mit dem Coronavirus. Angesteckt hat er sich wohl entweder bei seinen zwei Kindern oder im öffentlichen Verkehr auf dem Weg ins Training. Die Delta-Variante setzte ihm stark zu. «Danach war ich zehn Tage in Isolation. Die Hälfte davon mit erheblichen Symptomen: Ich hatte starkes Fieber, Gelenk- und Muskelschmerzen, und auch den Geschmacksinn hatte ich komplett verloren», so der 34-Jährige.

Am meisten macht ihm aber bis heute seine verminderte Lungenkapazität zu schaffen. «Sie liegt momentan nur bei 80 Prozent.» Er habe keine Atemnot, aber ihm gehe viel schneller die Luft aus – so, wie das wohl viele nach einer Covid-Infektion erleben. Nur: Die meisten müssen körperlich nicht so ans Limit gehen wie der zehnfache Weltcupsieger. «Für mich als Spitzensportler ist das einschneidend», sagt er.

Langsamer Aufbau, um nichts zu riskieren

Richtig schmerzhaft bekam er das ein erstes Mal Ende Januar beim Grand Prix in Doha zu spüren. Heinzer konnte seinen sonst so offensiven Fechtstil mit hohem Rhythmus nicht durchziehen, bereits in der ersten Runde ging ihm die Luft aus, und er schied aus.

«Jetzt habe ich mitten in der Saison einen ungeplanten Trainingsrückstand von mehreren Wochen», erzählt er. Das sehe er bei seinen regelmässigen Leistungstests deutlich. Der Aufbau erfolgt nun sehr langsam und nach strengen Auflagen, um beispielsweise keine Herzerkrankungen zu provozieren. Er müsse für alle Trainingseinheiten nun mehr Erholungszeit einberechnen, und die ganz harten Trainingseinheiten seien noch «auf ein Minimum reduziert». Der 17-fache WM- und EM-Medaillengewinner tut aber alles, um wieder auf sein früheres Leistungsniveau zu kommen. Der Immenseer arbeitet dazu auch mit einem speziellen Lungentrainingsgerät. Er atmet mit dem Inhalator, der wie eine Art Ballon aussieht, bei einer gewissen Tiefe und Frequenz. Trotzdem wird es insgesamt wohl rund drei Monate dauern, bis er wieder topfit ist.

Aufgrund seines derzeitigen Leistungsniveaus hat sich Heinzer überlegt, ob er überhaupt am Weltcup vom kommenden Wochenende im russischen Sotschi teilnehmen soll. «Eine Topplatzierung ist im Moment wohl noch nicht realistisch. Und wenn ich auf einen solchen Wettkampf mit all den Reisestrapazen verzichten würde, könnte ich in der Schweiz in Ruhe weitertrainieren», erklärt Heinzer.

Nun hat er sich aber trotzdem für eine Teilnahme entschieden. Zum einen will der Schwyzer seine Position in der Weltrangliste (Rang 13) nicht kampflos aufgeben. Zum anderen findet in Russland auch ein Teamwettkampf statt, an dem er die Schweizer Equipe mit seiner Erfahrung unterstützen kann. «Allerdings werde ich wohl mit einer defensiveren Taktik als sonst an den Start gehen. So brauche ich im Wettkampf weniger Luft», sagt der 34-Jährige.

Heinzer muss sich für seine komplette Genesung nun Zeit nehmen und die Ansprüche zwischenzeitlich zurückschrauben. Spätestens Mitte Juli, wenn mit der WM in Ägypten der Saisonhöhepunkt auf dem Programm steht, will der Immenseer aber wieder voll angreifen können.

 

 

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