Damian von Euw traf beim Olympia-Qualifikationsturnier erneut auf Artur Omarov. Bild: Gerhard Remus

Der Ingenbohler Ringer Damian von Euw scheidet in Budapest früh aus. Doch eine Chance für Olympia bleibt noch.

GERHARD REMUS

Seinem Ziel – der erfolgreichen Teilnahme an Olympischen Spielen – ordnet der Ingenbohler Damian von Euw seit einigen Jahren viele andere Sachen unter. Nun hatte ihn die Swiss Wrestling Federation für das europäische Olympia-Qualifikationsturnier in Budapest aufgestellt. Nur 16 Ringer pro Kategorie gehen in Tokio auf die Matte. Sechs Athleten, alle aus Europa, erkämpften sich bereits 2019 bei der WM das Ticket. Jeweils die beiden Finalisten der kontinentalen Ausscheidungen sowie eines abschliessenden, sogenannten Weltturniers ergänzen das Kontingent.

Die Auslosung für von Euw im Halbschwergewicht des griechisch-römischen Stils (Greco) in Budapest ergab erneut Artur Omarov. Gegen den Tschechen hatte er bereits in seiner ersten Olympia-Qualifikation 2019, an der WM in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan, antreten müssen. Der Athlet aus Prag ist fast auf den Tag genau zehn Jahre älter als Damian von Euw. An jener Weltmeisterschaft hatte der Schwyzer keine Chance. Er verlor damals mit 0:9, was einer «Technischen Überlegenheit» im Ringkampfsport entspricht. Nun, 17 Monate später, trafen beide Sportler zum zweiten Mal im Kampf um ein Olympia-Ticket aufeinander.

Diesmal hält der Ingenbohler besser mit

Wie würde der Ingenbohler dieses Mal gegen den wuchtigen und erfahrenen Kämpfer bestehen? Da nur der Sieger eine Chance auf das Finale und damit die Qualifikation haben, ist jeder Kampf eine K.-o.-Entscheidung. Die Frage für Trainer und Anhänger bestand darin, ob von Euw so weit gereift ist, über Omarov eine Runde weiter zu kommen. Entsprechend fieberten seine Fans diesem Kampf entgegen.

Die Kampferöffnung liess Hoffnung aufkeimen. Damian von Euw attackierte seinen Gegner. Doch der Tscheche hielt dagegen und überzeugte nach 80 Sekunden das Kampfgericht mehr von seiner Aktivität. Es schickte den Schweizer in die Bodenlage, was gleichzeitig einen Punkt für seinen Gegner bedeutete. Die Situation, die in Kasachstan 2019 zur hohen Niederlage führte. Aber in diesem erneuten Kampf nicht. Von Euw widerstand den Angriffen des Tschechen in der Unterlage am Boden. Es ging bis zur Pause im Stand weiter. Keinem der beiden gelang in dieser Phase der äusserst harten Auseinandersetzung eine Wertung.

Nach der Pause erhöhte der Brunner seinen Druck. Aber Omarov wehrte sich und zwang seinerseits dem Schweizer seinen Kampfstil auf. Wiederum gab es eine Bodenlage für von Euw bei noch verbleibenden zwei Minuten Kampfzeit mit automatischer Punktvergabe an den Gegner. Jedoch nicht mehr. Von Euw drehte danach im Stand auf, wollte den 33-jährigen Kontrahenten zermürben. Aber dank mehreren Behandlungspausen konnte sich dieser etwas erholen, und er brachte den knappen 2:0-Vorsprung über die Zeit. Grosse Enttäuschung für den Schwyzer Athleten.

«Habe wichtige Erfahrungen gesammelt»

Das bedeutete das Aus auch bei der zweiten Qualifikation. Aber mit der Erkenntnis, dass von Euw deutliche Fortschritte in seiner Leistungsfähigkeit gemacht hat. «Ich habe in diesem Olympia-Zyklus bisher wichtige Erfahrungen gesammelt. Diese werde ich in den kommenden drei Jahren bis Olympia in Paris in meine Trainingsarbeit einfliessen zu lassen», sagt von Euw. «Eine weitere Chance für Tokio gibt es noch beim Weltturnier im Mai, ohne die bisher schon 14 qualifizierten Ringer. Ich hoffe, die Swiss Wrestling Federation gibt mir diese Möglichkeit.» Auch dann erhalten nur die beiden Finalisten das begehrte Ticket. In Budapest im Halbschwergewicht qualifizierten sich der Finne Savolainen und der Bulgare Milov. Gegen beide Sportler rang der Brunner bei anderen Anlässen bereits.

Auch Ramon Betschart scheitert

Eine Gewichtsklasse tiefer versuchte sich Ramon Betschart aus dem Rheintal, dessen Familie aus dem Muotatal stammt. Er zog nach dem Verzicht seines ersten Gegners kampflos in den Viertelfinal ein. Mit einem sehenswerten 10:2-Sieg über Mihail Bradu aus Moldawien kämpfte er sich in dem Halbfinal vor. Dort traf er auf Islam Abbasov aus Aserbeidschan. Betschart mühte sich redlich, versuchte alles, musste jedoch eine 1:6-Punktniederlage hinnehmen. Auch der Rheintaler, gleich alt wie sein Freund Damian, benötigt noch etwas Zeit für Höchstleistungen im Weltringkampfsport. Seinen Kampf um den Bronzeplatz verlor er 1:5 gegen den Bulgaren Alexandrov.

Für das Greco-Elite-Team der Schweiz folgen nach kurzer Erholungsphase bald weitere Einheiten. Es beginnt mit zwei Wochen Training in Kroatien und einem Testwettkampf im bulgarischen Burgas. Hier können sich von Euw und Betschart für die abschliessende Olympiaqualifikation empfehlen.

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