Wie 2019 an der WM kämpfte Damian von Euw (rechts) am Ausscheidungsturnier in Sofia wieder gegen den Tschechen Omarov. Bild: Gerhard Remus

Der Brunner Ringer Damian von Euw (23) verpasst in Sofia seine letzte Chance, sich doch noch für Tokio zu qualifizieren.

GERHARD REMUS

Eine lange Zeit der Vorbereitung, mit Entbehrungen, Hoffnungen und Rückschlägen verknüpft, ist anlässlich der letzten Olympiaqualifikation in der bulgarischen Hauptstadt Sofia beendet.

Lange vier Jahre dauerte diese Zeit, ab der Berufung ins erweiterte Olympiakader der Swiss Wrestling Federation (SWFE), die sich selbst leistungssportlich neu orientierte. Es begann für Damian von Euw dann mit einem Paukenschlag: Der Militär-Vizeweltmeistertitel im Jahr 2018 bestätigte seinen Kaderstatus nachhaltig. Doch dann schien es nicht vorwärtszugehen. Bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie grossen internationalen Turnieren setzte er keine Akzente, und der Verband beabsichtigte, ihn 2020 nicht weiter in die Olympiaausscheidungen einzubeziehen. Der Corona-Ausbruch stoppte alle Wettkampfaktivitäten des Weltverbandes United World Wrestling (UWW). Nach einer überstandenen Operation am Oberschenkel in dieser Zeit baute sich der nunmehr fast 23-jährige Brunner Ringer langsam und kontinuierlich wieder auf. Viele, sehr viele Trainingstage verbrachte er im Ausland. Trotz allem erwarb er parallel ein Zertifikat als Sport- und Fitnessinstruktor. Einer Berufung des Schwyzers zu den wieder angesetzten Qualifikationen für Tokio 2021 konnten sich die Verantwortlichen der SWFE nicht widersetzen.

Aber die europäische Qualifikation endete bereits im Achtelfinale gegen den Tschechen Omarov mit 0:2. Nunmehr die letzte Chance, das Weltturnier am Wochenende in Sofia, ging Damian von Euw hoch motiviert und entschlossen an.

Von Euw gewinnt zum Auftakt

Die Auslosung ergab in der ersten Runde den Österreicher Daniel Gastl als Gegner. Diesen besiegte er in der Vergangenheit weder im Training noch im Wettkampf. Auf der Matte in Bulgarien wuchs von Euw über sich hinaus. In einer harten Auseinandersetzung bezwang er Gastl mit 2:1 Punkten. Ein hoffnungsvoller Auftakt für von Euw. Dann kam es zur Wiederholung des Kampfes gegen Omarov (CZE). Der Brunner gab Gas und zwang den Tschechen im ersten Durchgang in die Bodenlage; mehr als einen Wertungszähler erreichte er allerdings nicht. Die Chance, den Gegner weiter in Rückstand zu bringen, war vertan.

Nach der Pause entschieden sich die Kampfrichter gegen den Schweizer. Er verteidigte die angeordnete Bodenlage sehr gut, verpasste in der Verteidigung die Möglichkeit, in dieser Situa­tion selbst zu punkten. Unbeeindruckt vom 1:1 mit Vorteil für den Tschechen, marschierte der Schwyzer vorwärts. Eine neue Regelanpassung der UWW für den griechisch-römischen Stil (Greco) liess von Euw die Möglichkeit, erneut als Obermann in der Bodenlage zu punkten. Doch er schaffte es nicht, gegen den bärenstarken und international erfolgreichen Omarov die entscheidenden Wertungspunkte zu erzielen. Dem jungen Mann fehlen hier noch die notwendigen Kraftreserven und Erfahrungen. Es blieb beim 1:1 zugunsten des Osteuropäers. Dieser gewann gegen den deutschen Vertreter Peter Oehler mit 3:2 und sicherte sich mit einem 8:0 gegen den Litauer Laurinatis im Semifinale das Olympiaticket.

Es blieb für Damian von Euw die Hoffnungsrunde, die zwar zum kleinen Finale führen könnte, aber keinen Einfluss für den Weg nach Tokio mehr hat. Der Gegner war der Deutsche Oehler, der in der Vergangenheit mit vielen Problemen und Verletzungen konfrontiert war. Der Ringer aus dem Nachbarland zwang von Euw in die Bodenlage. Einen Durchdreher konnte der Ingenbohler fast kontern. Beim Stand von 0:3 ging es für beide Athleten in die Pause. Danach war es ein Kampf bis zur Erschöpfung. Oehler war auch im zweiten Durchgang am Boden in der Oberlage. Der Kampf endete mit 0:4.

U23-Europameisterschaft als nächstes Ziel

Damit ist der Wettbewerb für den Schweizer beendet. Er bewies eine hohe Moral und enormen Kampfgeist. In seinem Alter das Halbschwergewicht im Medaillenbereich mitzubestimmen, ist kaum möglich. Es bedarf Geduld, Ausdauer und genauer Analysen des ausgeklungenen Olympiazyklus für eine erfolgreiche Zukunft.

Eine neue Periode beginnt, welcher sich der Ringer stellen wird. In Kürze gibt es einen weiteren Wettkampf: die Europameisterschaften U23 in Skopje. Für den neuen Zyklus will der Athlet resultierend aus seinen bisherigen Erfahrungen neue Trainingswege gehen. Immer mit dem Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris. Er weiss, dass er dafür weitere Unterstützung aus seinem Umfeld erhalten wird.

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