Olypiamedaille für die Unteribergerin Wendy Holdener. Bild: Keystone /JEAN-CHRISTOPHE BOTT

(sda) Wendy Holdener auf dem Slalom-Podest, das ist ein durchaus gewohnter Anblick. Insofern kommt in Yanqing der 3. Platz der Schwyzerin keineswegs überraschend. Der Weg, bis sie der Bronzemedaille gewiss sein konnte, ist es hingegen schon.

Ein Slalom-Sieg ist Wendy Holdener zwar weder im Weltcup, wo sie in ihrer Paradedisziplin schon 29-mal auf dem Podest stand, noch an einem Grossanlass der Elite je gelungen. Zu den Mitfavoritinnen gehört die 28-Jährige aber in jedem Slalom allemal.

So auch in diesem Winter, der für sie wegen einer Verletzung – gebrochene Kahnbeinknochen an beiden Händen im Konditionstraining – verspätet begann. Dennoch klassierte sie sich in sechs von sieben Slaloms in den Top 7. Zweimal stand sie dabei auf dem Podest, zuletzt Anfang Januar als Zweite in Kranjska Gora.

Medaillen-Garantin wie Lara Gut-Behrami

Neben Lara Gut-Behrami, die am Montag im Riesenslalom Bronze geholt hatte, ist Holdener die zweite Schweizer Edelmetall-Garantin an Grossanlässen. Die medaillenlosen Titelkämpfe vor Jahresfrist in Cortina sind dabei als Ausnahme zu werten, welche die Regel bestätigt. Ansonsten hat die 28-Jährige aus Unteriberg seit der Heim-WM in St. Moritz kein grosses Rendezvous verpasst.

Je vier Medaillen an Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften hat Holdener nun seit 2017 gewonnen. Unter anderem ist sie dreifache Weltmeisterin (zweimal Kombination, einmal Team-Wettbewerb) sowie Olympiasiegerin (Team) geworden. Vor vier Jahren in Südkorea gab es zudem noch Kombi-Bronze und Silber im Slalom. In diesem lag sie zur Halbzeit vorne, worauf die Anspannung vor dem entscheidenden Lauf riesig war. Holdener hielt dem Druck indes bravourös stand. Gleichwohl wertete sie die fünf Hundertstel Rückstand auf die Schwedin Frida Hansdotter als «bitter».

Bange Minuten des Wartens

Während sie in Pyeongchang bei der Zieldurchfahrt sofort Gewissheit über die Medaillenfarbe hatte, war nun in China Holdeners erster Gedanke, dass sie fürs Podest «zu wenig» gezeigt hatte. Als Halbzeit-Fünfte reihte sie sich an dritter Stelle hinter Petra Vlhova und Katharina Liensberger ein. Nur gerade zwölf Hundertstel fehlten der Schweizerin zur letztlich siegreichen Slowakin, deren vier auf die österreichische Weltmeisterin.

Statt eines möglichen Olympiasiegs, es wäre der erste einer Schweizerin im Slalom seit Vreni Schneider 1994 in Lillehammer gewesen, drohte Holdener eine vergleichbare Enttäuschung wie vor einem Jahr in Cortina, wo sie als WM-Vierte das Hundertstel-Glück nicht auf ihrer Seite gehabt hatte. Denn noch stand in Yanqing ein Quartett oben am Start. Aber gerade auch zu ihrer eigenen Überraschung sollte Fahrerin um Fahrerin an ihrer Marke scheitern.

Der Slowenin Andreja Slokar fehlten dazu zehn, der nach dem ersten Lauf führenden und am Ende viertklassierten Deutschen Lena Dürr gar nur sieben Hundertstel. Damit wich bei Holdener innert Sekundenbruchteilen die Enttäuschung der Freude über die in extremis doch noch sichergestellte und im Vorfeld von ihr so erhoffte Medaille in der Lieblingsdisziplin.

Gisin verbremst zweiten Lauf

Neben Holdener klassierten sich auch die weiteren Schweizerinnen in den Top 10. Für die Halbzeit-Zweite Michelle Gisin war Rang 6 mit sechs Zehnteln Rückstand auf Vlhova allerdings ein schlechter Lohn und schwer zu verdauen. Die Engelbergerin verlor in der Entscheidung auf ihrer Fahrt nach hervorragendem Start zunehmend an Schwung. Statt es mutig laufen zu lassen, fiel sie in alte Muster zurück. Sie sei «zu sauber» gefahren und habe sogar «ein bisschen gebremst», so Gisins Analyse.

Camille Rast hingegen durfte sich über ihren 7. Rang vorbehaltlos freuen. Die 22-jährige Unterwalliserin machte im Finaldurchgang dank drittbester Zeit (hinter Vlhova und Liensberger) noch drei Positionen gut. Die ein Jahr ältere Aline Danioth – wie Rast Olympia-Debütantin – wurde Zehnte. Ein voller Erfolg für die Urnerin, welche nach ihren zwei schweren Knieverletzungen erst seit dieser Saison wieder Rennen bestreiten kann.

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