Corinne Suter, im Kanton Schwyz ist sie Schwyzer Sportlerin des Jahres geworden. National bleibt ihr das verwehrt. Bild Erhard Gick

Corinne Suter steht als Abfahrtsweltmeisterin nicht zur Wahl als Schweizer Sportlerin des Jahres. Das überrascht.

Robert Betschart, Bote der Urschweiz

Corinne Suter steht nicht zur Wahl, wenn am Sonntagabend (20.05 Uhr, SRF1) die Schweiz ihre Sportlerin des Jahres kürt. Das überrascht, denn die Schwyzerin gewann im Februar in Cortina WM-Gold in der Abfahrt und holte zudem im Super-G WM-Silber. Die letzte Schweizer Weltmeisterin in der Königsdisziplin war Maria Walliser 1989. Das zeigt, in welch exklusiven Kreis sich die 27-Jährige mit Abfahrtsgold befördert hat. Wie konnte es also dazu kommen, dass Suter nicht zu den sechs nominierten Frauen zählt?

Dafür muss als Erstes das Nominationsprozedere erklärt werden: Aus einer Liste mit Sportlerinnen, die objektive Kriterien für eine Nomination erfüllen, bestimmt ein Wahlausschuss maximal 15 Sportlerinnen, die auf die Nominationsliste gesetzt werden. Diesem Wahlausschuss gehören Mitglieder von Swiss Olympic, des Schweizer Sportjournalistenverbandes sportpress.ch und der SRG an. Wie Susan Schwaller, Chefredaktorin SRF Sport und Mitglied im Wahlausschuss, dem «Boten» verrät, fungierte auch Corinne Suter auf dieser Liste der besten 15.

Der «Bote» war nicht stimmberechtigt

Um danach die Top 6 für die Livesendung zu ermitteln, geben Spitzensportlerinnen und -sportler von Swiss Olympic sowie Schweizer Sportmedien und Sportjournalisten ihre Stimme ab. Der «Bote der Urschweiz» war mit einer gedruckten Auflage von 17000 Exemplaren übrigens nicht stimmberechtigt. Gefordert werden vom Wahlreglement 20 000 Exemplare; erst dann darf sich ein Medium an den Wahlen beteiligen.

Das Fachgremium hatte also die Wahl. Und entschied sich für Mujinga Kambundji, Ajla Del Ponte, Belinda Bencic, die Immenseerin Nina Christen, Jolanda Neff und Lara Gut-Behrami. Kein Zweifel: Sie alle haben die Nomination verdient. Insbesondere die drei Olympiasiegerinnen von Tokio – Bencic, Christen und Neff – schienen fürs Finale gesetzt. Auch Gut-Behrami ist aus den besten sechs nicht wegzudenken, holte sie doch an der WM in Cortina gleich zweimal Gold (Riesenslalom, Super-G) und gewann zudem den Gesamtweltcup.

Jedoch stellt sich die Frage, ob die Leistungen der beiden Leichtathletinnen Mujinga Kambundji und Ajla Del Ponte tatsächlich höher zu gewichten sind als das Abfahrtsgold von Corinne Suter? Kambundji, notabene Sportlerin des Jahres 2019, qualifizierte sich sowohl über 100 m (Rang 6) als auch 200 m (Rang 7) für den Olympiafinal. Del Ponte schaffte es über 100 m ebenfalls in den Olympiafinal (Rang 5), holte in der Halle EM-Gold und stellte in diesem Jahr zudem einen neuen Schweizer Rekord über 100 m auf. Doch eine Gegenüberstellung der Leistungen fällt schwer. Denn bei den Wahlen spielen neben den Fakten auch subjektive Kriterien eine grosse Rolle.

Franz Heinzer: «Corinne Suter hätte dazugehört»

Überrascht über die Nicht-Nomination von Suter ist auch der Abfahrtsweltmeister von 1991, Franz Heinzer. Der Schwyzer stand damals dank WM-Gold zur Wahl zum Schweizer Sportler des Jahres und wurde hinter Werner Günthör Zweiter. «Corinne Suter hätte aus meiner Sicht sicherlich zu den Nominierten gehört», sagt Heinzer. Er betont aber, dass auch die anderen Sportlerinnen eine herausragende Saison gehabt hätten und er deren Leistungen nicht schmälern möchte.

Corinne Suter selbst liess über ihren Manager und Freund Angelo Alessandri verlauten, dass man zu diesem Thema keine Stellung nehmen möchte.

Wie auch immer: Die Wahlen zur Schweizer Sportlerin des Jahres versprechen Spannung – auch wenn aus Schwyzer Sicht ein gewisser Wermutstropfen mitschwingt.

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