Der Brunner Ringer findet in Osteuropa Wettkampfpraxis. An den Zagreb Open verliert er aber zwei Mal.

GERHARD REMUS

Kontaktsportarten für Sportler über 16 Jahre sind in der Schweiz untersagt. Die Swiss Wrestling Federation (SWFE) ringt im wahrsten Sinn des Wortes gemeinsam mit seinen Vereinen um akzeptable Schutzkonzepte zum Erhalt des Sportbetriebes im Land und zum Erhalt der Sportart in der Schweiz insgesamt.

Eine Ausnahme in dieser Frage gibt es im Bereich des Hochleistungssportes – natürlich auch unter entsprechenden Bedingungen. Darunter fällt auch der Brunner Halbschwergewichtler Damian von Euw. Grundlagentraining im Athletikbereich und keine oder sehr wenige Kontakte mit dem Trainingspartner schränkt schon wochenlang das Training ein.

Das wirft nun eine Frage für Damian von Euw auf: Was tun vor möglichen Weltmeisterschaften und vor den Qualifikationsturnieren für Olympia im Frühjahr kommenden Jahres? «Ich hatte lange kein Techniktraining, keine ringkampfspezifische Belastung und keinen Wettkampf bestritten. Was also sollte ich machen?», so der Brunner Athlet in einem kurzen Gespräch.

Andere Nationen sind der Schweiz voraus

Andere starke Ringernationen nutzen die Zeit für ihren Sport. Russland veranstaltete seine Meisterschaften und setzte seine Spitzenleute durch aufstrebende Athleten unter Druck, Japan organisierte seine Ranglisten- turniere in beiden Stilarten und bei den Frauen. Die US-Amerikaner nennen das ihre «Big Eight» und zahlen nicht unerhebliche Siegprämien. Die Polen luden zu ihrem im Welt- kalender installierten Traditionsturnier ein. Das besuchte unter anderem auch die Nationalmannschaft des Irans.

Letztendlich kamen in Kroatien die Zagreb Open unter dem Dach des Weltverbandes zustande. Die Wettkampflisten bescheinigten dem Turnier ein niveauvolles Starterfeld. Die türkische Nationalmannschaft trat genauso an wie die serbische, die moldawische sowie weitere internationale Medaillenträger. Die notwendige Wettkampfpraxis und die finanziell günstigen Bedingungen veranlassten den Schweizer Verband dazu, ihren Kaderathleten eine Teilnahme anzubieten. Aus seiner Situation heraus sagte Damian von Euw zu und stellte sich der Herausforderung bei diesem Turnier.

Schweres Los für von Euw

Die Auslosung ergab für Damian von Euw Kämpfe gegen zwei Hochkaräter im Halbschwer- gewicht. Die beiden WM-Bronzemedaillengewinner im Halbschwergewicht und damit für Tokio bereits qualifizierten Cenk Ildem, Türkei, und Mihail Kadzaia, Serbien, waren die Gegner des Brunners. In der ersten Begegnung gegen den bärenstarken Türken gelang es von Euw nicht, diesen in die Bodenlage zu schicken. Das Kampfgericht entschied sich zweimal für den Türken. Dieser erhielt somit zwei Punkte gutgeschrieben. Das war es dann auch. «Aufgrund der aktuellen Situation konnte ich einige Wochen nicht mehr trainieren. Deshalb muss ich mit dem Resultat zufrieden sein», kommentierte von Euw mit optimistischen Klang in der Stimme diesen Kampf. Der Schweizer verhinderte die Durchdreherversuche seines Widerparts erfolgreich. Dies ist sicherlich ein Ausdruck seiner gewachsenen Physis.

Von Euw verliert auch den zweiten Kampf

Dass ihm davon aber doch noch etwas im Standkampf fehlt, dokumentierte der zweite Kampf gegen den serbischen Fels Kadzaia. Dieser presste in der ersten Runde und punktete bis zur Pause gleich fünfmal. Danach spielte er seine meisterliche Routine aus und liess dem erst 22-jährigen Schweizer keine Möglichkeit, um aufzuholen. In einem anschliessenden Gespräch zeigte sich Damian von Euw zukunftsorientiert. Er spürte, einen Schritt vorwärtsgekommen zu sein. Das bestätigte auch Nationalcoach Alfred Ter-Mkrtchyan: «Ich kann eine Verbesserung bestätigen. Aber es gibt, das weiss auch mein Sportler, noch viel zu tun.»

Gemeinsam mit seinen Athleten Damian von Euw und And­reas Vetsch aus Oberriet, der wegen einer kleinen Verletzung auf den Wettkampfstart verzichtete, um optimal trainieren zu können, verweilt der Coach weiter in Kroatien bei einem internationalen Trainingslehrgang. Da gilt es wieder zehn Tage zu schwitzen, Schmerzen zu ertragen, aber auch neue Freunde kennenzulernen und Optimismus aufzubauen. Alle Teilnehmer dort erwarten möglichst bald die endgültige Entscheidung des Weltverbandes zur Frage einer Weltmeisterschaft 2020.

 

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