Nicola Müller wäre für die Winteruniversiade bereit gewesen. Die Absage schmerzt ihn sehr. Bild: PD

Der Einsiedler Nicola Müller gewinnt an der Schweizer Kurzdistanz-Meisterschaft im Ski-OL den Titel. Die Freude hält sich in Grenzen.

Von JÖRG GREB

Der Ort, das Gelände und das Resultat – für Nicola Müller stand alles in Verbindung mit der Winteruniversiade, die Ende November, zwölf Tage vor der Eröffnung, abgesagt worden war. Der 22-jährige Medizinstudent demonstrierte in Lenz/Lantsch, dass «die Form da gewesen wäre». Überlegen siegte Müller im Kurzdistanz-Rennen, und zwar vor den beiden Boos-Brüdern aus Malters: 1:03 Minuten vor Corsin Boos, 1:40 vor Noel.

«Physisch lief es mir hervorragend, und auch technisch kam ich mit lediglich minimen kleinen Fehlern durch», sagte Müller. Schnell aber trat wieder in den Vordergrund, was ihn nach wie vor nicht loslässt: das Verpassen der Winteruniversiade. In dem vergangenen Tagen hätten die Biathlon-Entscheidungen ebenfalls in Lenz/Lantsch stattgefunden.

Alles für eine einmalige Chance

«Ein Schock» sei die Absage der Universiade gewesen, sagt der ambitionierte Schwyzer Ski-OL-Spezialist, der mit WM- Bronze im vergangenen Winter für ein erstes internationales Ausrufezeichen gesorgt hatte. Die Weltspiele der Studierenden mit Gastgeber Luzern hatte für ihn wie für viele Vertreterinnen und Vertreter des Ski-OL eine Riesenmotivation bedeutet. «Wir freuten uns auf die Möglichkeit, uns persönlich wie die Sportart Ski-OL zu präsentieren», sagt Müller. Medienpräsenz wäre ihnen garantiert gewesen, gerade im Erfolgsfall. Und dafür investierte Müller viel. Zwischen 15 und 17 Trainingsstunden kamen zum anspruchsvollen Studium in Bern dazu. Zum Teil liess er sich von den Pflichtstunden dispensieren. Die sozialen Kontakte fuhr er zurück – alles «für eine einmalige Chance».

Die Enttäuschung nach der Absage war riesig, die Motivation fehlte. Die Suche nach alternativen Herausforderungen stellte ein Problem dar. Die Schweizer Meisterschaft konnte es kaum sein. «Erst am Vortag des Rennens brach bei mir bei Intervall-Einheiten so etwas wie ein Wettkampffieber aus», sagt Müller. Er wollte zeigen, dass er bereit gewesen wäre für die Universiade. Er wollte ein Zeichen setzen. Auch wenn dies gelang – Müller konnte seine Stimmung nicht nachhaltig aufbessern. Und wie weiter? Müller sagt: «Ich versuche, das Erarbeitete zu konservieren und weiter zu verfeinern.» Er will die Europameisterschaften im Januar und die Weltmeisterschaften im März ansteuern.

Flurina Müller lief aufs Podest

Der zweitplatzierte Corsin Boos sagte in Bezug auf die Winteruniversiade: «Dieses Rennen hat mir gezeigt, dass auch ich bereit gewesen wäre.» Mit mehr Zwiespalt betrachtete Bruder Noel das Verdikt. «Ich lief zu wenig sauber und konnte mein läuferisches Potenzial nur bedingt nutzen.»

Neben dem dreifachen Innerschweizer Podest bei den Elite-Männern profilierten sich weitere Vertreterinnen und Vertreter der Region. Bei den Frauen lief Flurina Müller (eine Schwester von Nicola) auf Position 4 und zu Silber, weil die beiden Schnellsten, Daisy Kudre (EST) und Lisa Larsen (SWE), trotz Schweizer Wohnsitz (noch) nicht medaillenberechtigt sind.

Zusätzliches Gewicht erhielten die Resultate durch die nationalen Rennen am Folgetag: Nicola Müller gewann erneut, diesmal vor Noel und Corsin Boos. Bei den Frauen erreichte Flurina Müller nun Platz 5.

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