Max Heinzer, Spitzenfeschter.


Dieses Jahr war es verdächtig ruhig um Max Heinzer. Trotz der Corona-Pandemie hat der Spitzenfechter aus Immensee aber viel erlebt.

Mit Max Heinzer sprach Laura Inderbitzin, Bote der Urschweiz

Die Olympischen Spiele sollten dieses Jahr stattfinden, doch Corona veränderte alles. Haben Sie seit März überhaupt Ernstkämpfe bestreiten können?

Nein, Degenfechten ist bekanntlich eine Sportart mit Körperkontakt. Im Moment gehen wir davon aus, dass in diesem Jahr gar keine Wettkämpfe mehr stattfinden werden.

Andere Sportarten wie Fussball oder Tennis führen jedoch schon lange wieder Events auf höchstem Niveau durch.

Ja, aber Fechten ist ein globaler Sport. In den letzten Monaten wäre es schlicht nicht möglich gewesen, dass alle Spitzenfechter die Reisen zu den einzelnen Wettkampforten überall auf der Welt hätten machen können. Es braucht globale Konzepte. Ich bin jetzt zuversichtlich, dass dies nächstes Jahr gelingen wird.

Mit Olympia wären Sie dieses Jahr stark im Fokus gestanden, nun hörte man wenig von Ihnen. Was haben Sie erlebt?

Trotz Corona blicke ich auf sehr intensive Monate zurück. Im Sommer haben meine Frau Janique und ich mit Mahina unser zweites Kind bekommen. Auch als Papi bin ich jetzt also recht gefordert. Ausserdem absolviere ich seit diesem Herbst in St. Gallen an der HSG einen CAS in Sportmanagement – auch diese Weiterbildung ist nicht ohne.

Fürs Training finden Sie aber auch noch Zeit?

Natürlich. Im Frühling und im Frühsommer – kurz nach all den Absagen – habe ich weniger trainiert als normalerweise. Aber seit einigen Monaten habe ich meine Vorbereitung wieder intensiviert. Ich will für Tokio 2021 in Form sein.

Wie bleiben Sie ohne Ernstkämpfe trotzdem ehrgeizig?

An Ehrgeiz hat es mir eigentlich noch nie gemangelt… Aber natürlich ist es auch für mich nicht immer einfach, so lange ohne Wettkämpfe zu sein und mich trotzdem jeden Morgen auf harte Trainings zu freuen. Darum habe ich vor wenigen Wochen ans neue Trainingscenter OYM in Cham gewechselt und absolviere da mein gesamtes Athletiktraining.

Wieso?

Das OYM ist extrem professionell organisiert, wissenschaftlich fundiert und gibt mir neue Impulse. Vielseitiges Training, individuelle Betreuung, Ernährungsberatung, Physiotherapie – es ist das Gesamtpaket. Dieser ganzheitliche Ansatz und die neue Umgebung geben mir einen Zusatzboost.

In Randsportarten ist es finanziell nicht einfach. Wie hat sich dies für Sie ohne Wettkämpfe und ohne Präsentier-Möglichkeiten für die Sponsoren entwickelt?

Ich bin dankbar, dass ich auf so treue, grosszügige Sponsoren zählen kann. Und ich arbeite ja auch noch in einem Teilzeitpensum als Bereichsleiter Sport für die Fritz-Gerber-Stiftung, die sich für begabte Menschen aus den Bereichen Kunst, Musik, Handwerk und Sport einsetzt. Insgesamt bin ich gut über die Runden gekommen.

Also haben Sie keine Sponsoren verloren?

Nein, zum Glück nicht. Allerdings ist bei mir nach zehn Jahren die Spitzensportförderung durch das Militär ausgelaufen. Das spüre ich schon.

Haben Sie Existenzängste?

Ich mache mir immer viele Gedanken über die Zukunft. Aber Existenzängste habe ich nicht, dafür bin ich zu sehr optimistischer Realist.

In zwei Monaten soll es endlich weitergehen, der Weltcup startet wieder. Ist das zum jetzigen Zeitpunkt realistisch?

Mit den notwendigen Schutzkonzepten ist es nicht unmöglich. Dazu wird gehören, dass alle Fechter nur mit einem aktuellen, negativen Coronatest an den Start gehen dürfen.

Im Sommer folgt Olympia. Für Sie und das Schweizer Team ist die Qualifikation zum Greifen nah.

Ja, wir haben sehr gute Chancen: Die Top 4 der Team-Weltrangliste sowie der jeweils nachfolgende Kontinental-Beste qualifizieren sich für Tokio. Ausserdem bedeutet die Team-Qualifikation automatisch drei Startplätze fürs Degen-Einzel, das ist also entscheidend. Wir liegen in der Rangliste momentan auf dem guten zweiten Rang. Der letzte Teil der Quali steht aber noch aus, und es steht noch nicht fest, wie dieser stattfinden kann.

Haben sich Ihre Ziele für Tokio seit Corona verändert?

Nein. Nach 17 Medaillen an Welt- und Europameisterschaften und zwei Olympiadiplomen muss es das Ziel sein, auch an Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen.

Sie sagten stets, dass Sie bis Paris 2024 weitermachen. Wie sieht das jetzt aus?

Darüber können wir nach Tokio 2021 reden.

Hinweis

Das Interview wurde schriftlich geführt.

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