Auch in Zermatt trafen die Speedspezialisten diesen Herbst traumhafte Verhältnisse an. Urs Kryenbühl durfte erstmals das Schneetraining als Mitglied der Nationalmannschaft bestreiten. Bild Konrad Schuler

Der Unteriberger Urs Kryenbühl ist vom B-Kader direkt in die Nationalmannschaft aufgestiegen.

KONRAD SCHULER

Den Skisportfans mögen sicherlich zwei Ereignisse des letzten Winters in Erinnerung geblieben sein. Am 28. Dezember 2019 fuhr Urs Kryenbühl in der Abfahrt von Bormio mit einer beherzten Fahrt auf den sensationellen zweiten Platz. Am 14. Januar 2020 stürzte er im Abfahrtstraining auf der Lauberhornpiste im Berner Oberland und zog sich einen Anriss des Syndesmosebands am rechten Sprunggelenk zu.

«Es geht mir gut. Ich bin gesund, fit und verspüre keine Schmerzen mehr. Auch beim Schneetraining machten sich keine Folgen des Sturzes mehr bemerkbar», so der 26-Jährige. «Ich fühle mich körperlich gut, habe auch den Eindruck, gut trainiert zu haben und verzeichne gute Werte, so weit diese überhaupt verfüg- und vergleichbar sind.» Seit dem 28. Dezember des letzten Jahres wisse er, dass es möglich sei, in der Weltspitze mitzufahren, wenn alles an einem Renntag passe.

Mit bester Speedgruppe trainiert

Seit Anfang November dürfe er einen zur Verfügung gestellten Audi Quattro fahren. Er habe nun auch ein paar Monate in der besten Speedgruppe von Swiss-Ski trainieren dürfen. Mit fünf Athleten unter den ersten 15 der letztjährigen Abfahrtswertung ist es zudem auch eine der besten Speedgruppen, die Swiss-Ski je hatte. Beat Feuz, Carlo Janka, Mauro Caviezel, Niels Hintermann und Urs Kryenbühl haben im letzten Winter für dieses tolle Ergebnis gesorgt. Neu habe er mit Gruppentrainer Reto Nydegger und Assistenztrainer Willy Dettling zusammengearbeitet, sagt Urs Kryenbühl. Konditionstrainer Jürgen Loacker begleite ihn mittlerweile schon seit mehreren Jahren, Christian Birri unterstütze ihn als Mentaltrainer seit zwei Jahren. Beim Material sei alles beim Alten geblieben. «Wir haben im Training eigentlich nichts Grundlegendes geändert. Auffallend häufig aber haben wir Riesenslalom trainiert. Gegen die Rennsaison hin wurde der Schwerpunkt immer mehr Richtung Speeddisziplinen verlegt», so das Fazit von Urs Kryenbühl nach mehreren Schneetrainings in Zermatt und Saas Fee seit dem August, in Diavolezza im Oktober und kürzlich in Davos.

Urs Kryenbühl weiss auch genau, wohin er kommen will in den nächsten Monaten und Jahren. «Das Wichtigste ist für mich, für einmal ohne Verletzung durch einen ganzen Winter zu kommen. Dann will ich in der Disziplinen-Gesamtwertung im Weltcup in der Abfahrt unter die Top 10 kommen und, wenn irgendwie möglich, mich auch im Super-G in den Top 30 der Welt etablieren. Ein weiteres Ziel ist die Teilnahme an den Skiweltmeisterschaften vom 9. bis 21. Februar in Cortina d`Ampezzo. Auch einen ersten Weltcupsieg würde ich gerne nehmen.»

Kryenbühl weist im Gespräch aber auch auf die immense Konkurrenz hin, die in der Schweizer Mannschaft in den schnellen Disziplinen Tatsache ist. Neben den arrivierten Fahrern kämpfen auch Ralph Weber, Stefan Rogentin, Gilles Roulin, Nils Mani, Cédric Ochsner und Lars Rösti um einen der acht Startplätze, die der Schweizer Mannschaft in Abfahrt und Super-G jeweils zustehen. Dazu sorgen weiter Riesenslalomfahrer wie Marco Odermatt, Gino Caviezel, Loic Meillard oder Thomas Tumler für eine qualitativ wie quantitativ immens starke Konkurrenz.

«In jedem Training Leistung zeigen»

«Ich konzentriere mich in erster Linie auf die Abfahrt, in der ich dank dem 15. Rang in der Weltcupstartliste voraussichtlich einen fixen Startplatz habe. Es gilt aber sowohl in der Abfahrt als auch im Super-G in jedem Training eine gute Leistung zu zeigen. Der Konkurrenzkampf ist teamintern sehr hart. Allenfalls gilt es für mich, über die Trainings und die Abfahrtsresultate die Startberechtigung für den Super-G zu holen», mutmasst Kryenbühl.

Auf dem üblichen Weltcupprogramm stehen acht Abfahrten und sechs Super-Gs. Dazu kommt je eine Abfahrt und ein Super-G an den Skiweltmeisterschaften. Ebenso steht Ende Saison beim Weltcupfinal auf der Lenzerheide je ein Speedrennen an. «Am liebsten würde ich natürlich sämtliche zehn Abfahrten und alle acht Super-Gs bestreiten. Wenn mir das gelingen würde, könnte ich im Frühling sicherlich von einer sehr erfolgreichen Saison sprechen», ist sich der Unteriberger bewusst.

Speziell ist, dass sämtliche Weltcup-Speedrennen im kommenden Winter in Europa geplant sind. Die ersten Speedrennen sollten am 12. und 13. Dezember in Val d`Isère über die Bühne gehen, die letzten sind am 17. und 18. März auf der Lenzerheide geplant.

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