Der Arbeitsplatz von Fabian Gull in Schwyz, wo er die Trainingspläne für die zahlreichen Teams von Seewen, Küssnacht und HCI zusammenstellt.Bild: Erhard Gick

Fabian Gull, Cheftrainer Nachwuchs, glaubt an Möglichkeiten eines minimalen Trainings auch bei Teamsportarten.

INTERVIEW: ERHARD GICK

Auch den Eishockeysport hat der Spiel-/Trainingslockdown hart getroffen. Fabian Gull ist Nachwuchs-Cheftrainer beim EHC Seewen, vom Küssnachter SC und von Hockey Innerschwyz.

Die Vorstände des EHC Seewen und der Partnervereine haben beschlossen, die Trainings im Nachwuchsbereich einzustellen. Akzeptieren Sie diesen Entscheid?

Selbstverständlich akzeptiere ich den Entscheid der Vorstände. Ich stehe, nach Gesprächen mit Vereinspräsident Damian Freitag, hinter dem Entscheid. Ich weiss, dass es für die Vereinsvorstände nicht einfach ist, sie kämpfen ums finanzielle Überleben.

Sie sind mit der behördlich verordneten Massnahme aber nicht auf einer Linie. Sind Sie ein Corona-Gegner?

Auf keinen Fall. Ich bin mir der Gefahren, die von diesem Virus ausgehen, bewusst. Ich bin bereit, auch mit meiner ganzen Trainercrew alles zu unternehmen, einen Beitrag zur Normalisierung beizusteuern. Wir müssen alles tun, dass es wieder Normalität geben wird. Man darf aber das Konzept des Bundes aus Sicht des Sports hinterfragen.

Weshalb sollen Nachwuchsspieler trainieren dürfen, welche Gründe sprechen aus sportlicher Sicht dafür?

Für junge Menschen, die Sport treiben, ist es enorm wichtig, dass sie trainieren können. Sie wollen einen geregelten, geschützten Trainingsablauf. Den können wir ihnen bieten.

Was sprechen Sie konkret an?

Dies ist einfach: Es ist ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, den wir fördern. Wir tragen also einen wichtigen Anteil zur Gesundheit der Jugendlichen bei. Viele unserer Sportler und Sportlerinnen betreiben ihr Hobby, seit sie sechs oder sieben Jahre alt sind. Sie haben sich bewusst für einen Mannschaftssport entschieden. Sport ist gut für die Psyche, aber wir können aus einem eingefleischten Mannschaftssportler nicht kurzfristig einen Langstreckenläufer machen.

Sport hat aus Ihrer Sicht auch eine grosse soziale Bedeutung – welche?

Der Zusammenhalt, das Mannschaftsgefüge ist es, was dies ausmacht, die soziale Zusammengehörigkeit. Das ist nicht nur im Eishockey so, es gilt auch für Unihockey, Fussball, Handball, überall da, wo Junge sich in Teams zum Sport zusammenfinden. Diese jungen Leute haben bewusst einen Sport gewählt, bei dem sie mit viel Trainingsfleiss etwas Gemeinsames erreichen können. Sie brauchen dieses soziale Umfeld.

Aber Corona macht da einen Strich durch die Rechnung?

Ja. Wir hatten in unserem Umfeld drei Corona-Fälle, und es ging immer weiter. Aber alle betroffenen Spieler haben sich nicht in einem Training oder Spiel angesteckt. Sie brachten es von draussen mit. Alle haben sich vorbildlich verhalten und sind sofort in Quarantäne gegangen. Zudem haben wir immer alles unternommen, das Risiko einer Ansteckung zu minimieren. Aus diesem Grund wäre es schon sinnvoll, Überlegungen anzustellen, statt den Teamsport einfach zu verbieten.

Hat der Trainingsentzug Auswirkungen auf die jungen Spieler?

Ja, den Spielern fehlt der gemeinsame Sport extrem. Klar kommt kein Spieler zu mir und beklagt sich, dass es ihm schlecht geht. Aber ich spürte schon vor dem Entscheid eine Veränderung bei den jungen Sportlern.

Ist es denn möglich, die Schutzmassnahmen im Training einzuhalten?

Wir machten die Erfahrung, dass wir keine Ansteckungen hatten und wir das Virus nicht weitergegeben haben. Zudem gilt: Wer Sport treibt, stärkt sein Abwehrsystem und die Psyche.

Sie haben für verschiedene Teams des EHC Seewen, des Küssnachter SC und von Hockey Innerschwyz die Verantwortung. Wie überbrücken Sie für die Spieler die Zeit? Gibt es Programme?

Ich habe für alle Trainer und Teams solche Programme wie im Frühling ausgearbeitet. Damit können sich die Spieler fit halten. Aber diese Programme nützen nur zum Teil. Mitten in der Saison ist Taktik und Technik viel wichtiger. Diese erlangt man nur auf dem Spielfeld.

Welche Rolle könnte der Sport in Corona-Zeiten einnehmen?

Teamsportler sind sehr diszipliniert. Unsere Sportler tragen die Masken mit hoher Disziplin. Ich bin der überzeugenden Meinung, Bund und unsere Verbände sollten Voraussetzungen schaffen, dass junge Leute trotz Corona-Krise Sport treiben können. Das sind wir unseren Jungen schuldig.

Was haben die Massnahmen für Auswirkungen auf den Wettkampfbetrieb, sollte er wieder beginnen?

Das Niveau wird anders sein. Was wir in ein oder zwei Monaten verlieren, können wir kaum mehr aufholen. Ich hoffe nicht, dass es eine Saison ohne Eishockey wird. Allenfalls könnte ich mir auch eine Verlängerung der Saison bis Ende März vorstellen – so wie es beispielsweise in Amerika auch funktioniert.

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